Fachpersonen: Alkohol und Medikamente

Erkenntnisse und Empfehlungen F+F

Viele der Herausforderungen, denen sich Mitarbeitende in medizinischen und pflegerischen Institutionen in ihrem beruflichen Alltag stellen müssen, lassen sich nicht von heute auf morgen lösen. Generell wird die Situation im Gesundheitswesen immer prekärer. Die Versorgungskrise führt langfristig zu einer Überlastung des Personals und zu einer Senkung der Pflegequalität. Dies wirkt sich unter anderem negativ auf die zeitlichen Ressourcen der Fachpersonen in pflegerischen Institutionen aus. Die psychosozialen und psychiatrischen Aspekte ausreichend einzubeziehen, wird so immer schwieriger. Auch für eine gründliche Diagnostik fehlen teilweise die finanziellen Mittel, zeitliche Ressourcen oder das entsprechende Personal. Hinzu kommen beschränkte Möglichkeiten der Finanzierung im Pflege- und Altersbereich. Es stellt sich die Frage, welchen Stellenwert Gesundheit, Care Arbeit, ältere Menschen in der Gesellschaft und schliesslich auch in der Politik haben.

All diese Aspekte können nicht in absehbarer Zeit verändert werden. Es empfiehlt sich deshalb, im Kleinen zu beginnen und veränderbare Konstanten zu beeinflussen. So gehen auch aus vorliegendem Konzept untenstehende Empfehlungen und Grundsätze hervor. Gerade dafür bildet Früherkennung und Frühintervention (F+F) eine ideale Ausgangslage.

Ungünstige Entwicklungen (wie die Entwicklung einer Abhängigkeit) oder problematische Verhaltensweisen können in allen Altersstufen auftreten und können sich gerade im dritten und vierten Lebensabschnitt akzentuieren. Es gilt: Es ist nie zu spät für eine F+F.

Die Veränderung von strukturellen Gegebenheiten braucht sehr viel Zeit und politisches Engagement. Der Fokus soll deshalb auf Bereiche des Alterszentrums gelegt werden, die sich innerhalb nützlicher Frist verändern lassen. Gerade Institutionen wie Alterszentren eignen sich als Kontext für die Integration von F+F.

Die Rahmenbedingungen einer Institution sind zentral: Sie sind die Grundlage für alles weitere Handeln und auch für die F+F. Wenn die Rahmenbedingungen optimiert werden, wirkt sich dies positiv auf andere Bereiche aus.

F+F ist eine Querschnittaufgabe und bedarf der Vernetzung unterschiedlicher Akteurinnen und Akteure. Nebst der betroffenen Person sollen auch Angehörige, Bezugspersonen und Fachpersonen vernetzt und so eine engagierte Kooperation ermöglicht werden.

Allen Bewohnenden eines Alterszentrums soll die Chance auf persönlichen Fortschritt gegeben werden. Angestrebt wird eine nachhaltige Begleitung der einzelnen Bewohnenden und nicht nur kurzfristige Reaktionen auf akute Probleme, Schwierigkeiten oder Konflikte. Denn F+F beruht auf den Grundsätzen der Verhältnismässigkeit, der Chancengerechtigkeit, Chancengleichheit und der Nichtdiskriminierung.

Auch Mitarbeitende haben das Recht auf Gesundheit und persönlichen Fortschritt. Der psychischen und physischen Gesundheit von Mitarbeitenden soll ein hoher Stellenwert beigemessen werden. Persönlicher Fortschritt kann unter anderem durch Fort- und Weiterbildung geschehen.

Nachhaltigkeit

Die Basis für Qualität und Nachhaltigkeit bei der Erarbeitung und Einführung eines F+F-Konzeptes bilden drei wesentliche Massnahmen:

  • Die Klärung, Überprüfung und Anpassung von organisationalen Strukturen und Abläufen
  • Die Festlegung und Reflexion von Haltungen und Visionen durch die Projektleitung respektive Führungsebene
  • Die Erweiterung der fachlichen Kompetenzen des Personals mittels Schulungen

Der Einbezug der Mitarbeitenden in den Prozess fördert die Identifikation sowohl mit dem Konzept als auch mit der Organisation. Durch den Erwerb bzw. die Vertiefung von Kompetenzen, die für den Umgang mit Klientel erforderlich sind, nimmt die Handlungssicherheit zu und erhöht in der Folge die Zufriedenheit unter den Mitarbeitenden. Zu den erwähnten Kompetenzen gehören:

  • Ein solides Basiswissen über Risikokonsum und Alkoholabhängigkeit im Alter
  • Ein solides Basiswissen zu problematischem Medikamentenkonsum und Medikamentenabhängigkeit, insbesondere hinsichtlich Benzodiazepinen und Analoga
  • Die Fähigkeit, systematisch zu beobachten, Symptome zu erkennen und Signale wahrzunehmen
  • Grundlegende Kenntnisse in Gesprächsführung und Kurzintervention

Damit die Qualität über längere Zeit Bestand hat, die Nachhaltigkeit also garantiert werden kann, sollten wiederkehrende Schulungen für das Personal angeboten werden, so dass auch neue Mitarbeitende schnell auf denselben Kenntnisstand gebracht werden können wie ihre Arbeitskolleg:innen. Weitere Massnahmen zur Qualitätssicherung sind die regelmässige Reflexion neuer Erfahrungen hinsichtlich Zielen und Nachhaltigkeit, bei Bedarf die Anpassung des F+F-Konzeptes, Überprüfen der gemeinsamen Haltung sowie die Thematisierung von Verantwortung und Abgrenzung in der Fallbesprechung oder Supervision.

Informationen für Fachpersonen

Rat und Hilfe

SafeZone.ch

Anonyme Online-Beratung zu Suchtfragen für Betroffene und Angehörige

www.safezone.ch

Suchtindex.ch

Adressen von Beratungs- und Unterstützungsangeboten in der Schweiz

www.suchtindex.ch

Sucht Schweiz

Av. Louis-Ruchonnet 14,
1003 Lausanne
021 321 29 76

www.suchtschweiz.ch

Infodrog

Schweizerische Koordinations- und Fachstelle Sucht
031 376 04 01

www.infodrog.ch